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Schilderung von Ereignissen nach Zeitungsartikeln bzw. sonstige Begebenheiten.
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Unerwartete Sonderfahrt


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Aus dem Stellen -Anzeiger der
Harzburger Zeitung vom März 1963.

 
up (Geschwindigkeitstafel Lf 4)(Glück gehabt ...)

Bericht in der Chronik des Amtes Bad Harzburg zur  Inspektion des Pferdebetriebes Vienenburg - Harzburg durch hochrangige Beamte und einflussreiche Persönlichkeiten: 

"Während die Hinfahrt nach Harzburg glücklich vonstatten ging, waren die Schienen bei der Talfahrt vielleicht zu glatt oder die Bremsen mangelhaft bedient. Der ohne Dampfkraft und Locomotive durch seine eigene Schwere hinunterfahrende Zug konnte in Vienenburg nicht rechtzeitig zum Stillstand gebracht werden. Zum Entsetzen der Beamten fuhr der Zug mit der größten Geschwindigkeit über den Bahnhof Vienenburg hinaus und kam erst auf freier Strecke dahinter zum Stehen, als das Gefälle ein geringeres wurde. Die Passagiere waren genöhtigt, auszusteigen und nach Vienenburg zurückzugehen. Eine Vienenburger Lokomotive holte dann die Wagen zurück. Die Lokomotive hatte der Instruction gemäß auf einem zweiten Gleis zu halten, bis der Zug aus Harzburg eingelaufen war, um sich dann vor den Zug zu setzen; - eine Vorschrift, die sich bei diesem Unfall als sehr zweckmäßig erwies, da sonst der Zug auf die Locomotive aufgefahren wäre."
 

up (Geschwindigkeitstafel Lf 4)Artikel aus der Goslarschen Zeitung vom 24.04.1991 

Geistesgegenwart des Fahrdienstleiters verhinderte Schlimmeres

Unglaubliche Geschichte auf dem Gleis

BAD HARZBURG. Hörte einer die Geschichte eines Zuges, der ohne Lok vorneweg von Bad Harzburg bis Bahnhof Oker rollte, er würde sich ungläubig an den Kopf fassen und kein Wort glauben. Ähnlich mag es auch Bodo Mitschke, Leiter Bahnhof Goslar, gegangen sein, als ihm eben diese Geschichte erzählt wurde. Doch für den Fahrdienstleiter auf dem Bad Harzburger Stellwerk wurde dieser eisenbahnerische Alptraum am Montagmittag wahr.

Glimpflich vonstatten ging die führerlose Fahrt dank der Geistesgegenwart des Harzburger Fahrdienstleiters. Wie jeden Tag rollte am Montag pünktlich um 12.01 Uhr der Zug mit der Bezeichnung ,,3125" auf  Gleis 4 ein. Und wie jeden Tag sollte der sechs Wagen lange Zug auf Gleis 4 umgesetzt werden. Routinemäßig war der letzte Waggon -der Gepäckwagen- zuerst dran. Doch völlig außerfahrplanmäßig setzten sich die restlichen fünf Waggons um 12.17 Uhr selbständig in Bewegung - brav der Schiene Richtung Oker folgend.

Der Fahrdienstleiter auf dem Stellwerk bemerkte die ,,Außerfahrplanmäßigkeit" sofort. Erst wollte er hinter dem Zug her, besann sich jedoch schnell, ließ sämtliche Schranken der Strecke entlang hinunter und informierte die Kollegen in Oker.

Daraufhin  wurde  die  Strecke Oker-Bad Harzburg sofort gesperrt. Kein Zug hätte mit den fünf Waggons kollidieren können. In Oker warteten bereits Hemmschuhe auf dem Gleis und stoppten die Alleinfahrt der fünf Waggons. Gipfel der unglaublichen Geschichte: Die Wagen hatten sogar einen Passagier. Ein Mitglied  des  Reinigungspersonals stieg wohlbehalten aus.

 ,,Vermutlich menschliches Versagen", vermutet Bodo Mitschke die Ursache für die ungeplante Fahrt. Beim Umsetzen der Wagen müssen die Waggons festgebremst werden. In diesem Falle ist das scheinbar nicht ordnungsgemäß passiert. Dem sonstigen Fahrplan wurde durch die Extratour des ,,3125" kein Abbruch getan: Es entstand nur geringfügige Verspätung.                     sel

 

up (Geschwindigkeitstafel Lf 4)Goslarsche Zeitung,  Sonnabend, 26. August 2000, Seite 1

Auf der Strecke von Vienenburg nach Bad Harzburg
Lok auf Geisterfahrt rast Regionalbahn entgegen

BAD HARZBURG (r) Es ging um Sekunden: Bahnmitarbeiter haben auf der Strecke Vienenburg - Bad Harzburg geistesgegenwärtig den Zusammenstoß eines Personenzuges mit einer Diesellok verhindert. Die 80 Tonnen schwere Lokomotive hatte sich im Bahnhof Bad Harzburg aus noch ungeklärter Ursache in Bewegung gesetzt und war auf der abschüssigen Strecke führerlos Richtung Braunschweig einer Regionalbahn entgegengerollt. Um einen Zusammenprall zu verhindern, manövrierten Bahnmitarbeiter den fahrenden Zug samt Insassen zurück auf ein Nebengleis im Bahnhof Vienenburg. Eine Weiche wurde umgestellt und die immer schneller werdende ,,Geisterlok" auf ein Nebengleis Richtung Schladen gelenkt. Auf dem dann ansteigenden Gleisstück kam die Lok nach rund 20Kilometern ungebremster Fahrt zum Stehen. Die Diesellokomotive wurde anschließend zur Untersuchung durch Experten des Eisenbahnbundesamtes nach Braunschweig geschleppt. Siehe Lokalteil

Goslarsche Zeitung,  Sonnabend, 26. August 2000, Lokalteil:

Führerlose Lok raste Regionalbahn entgegnen - Geistesgegenwärtige Bahnmitarbeiter
"Geister-Lok": Fahrgäste "hatten Todesangst"

BAD HARZBURG. Dramatische Szenen spielten sich Donnerstag kurz nach 19 Uhr auf der Bahnstrecke zwischen Bad Harzburg und Vienenburg ab. Eine rund 80 Tonnen schwere Diesellok hatte sich im Bahnhof der Kurstadt selbständig gemacht und rollte führerlos und mit hoher Geschwindigkeit einer mit rund 20Fahrgästen besetzten Regionalbahn entgegen. Der Geistesgegenwart mehrerer Bahnmitarbeiter verdanken die Passagiere offenkundig ihr Leben.

,,Wir hatten Todesangst". Der Bad Harzburger Joachim Marquardt saß in der Regionalbahn mit der Zugnummer 25084, die planmäßig um 18.26 Uhr den Braunschweiger Hauptbahnhof verlassen hatte und nach einem Zwischenstopp um 19 Uhr in Vienenburg weiter in Richtung Bad Harzburg fuhr.

Es ging um Sekunden.
Nach rund zwei Kilometern, so mehrere Fahrgäste, habe der Zugführer den Zug auf freier Strecke plötzlich gestoppt. Zu diesem Zeitpunkt, so bestätigt auch die Deutsche Bahn AG, habe der Fahrdienstleiter aus Bad Harzburg den Führer der Regionalbahn von der drohenden Gefahr informiert. Der Zugbegleiter lief daraufhin durch die beiden Wagen der Regionalbahn und forderte die Passagiere auf, ganz nach hinten durchzugehen. Dank der "relativen Ruhe", die dieser dabei ausgestrahlt habe, so die Fahrgäste, sei keine Panik aufgekommen. Derweil blieb der Zugführer auf seinem Platz und fuhr mit höchstmöglicher Geschwindigkeit rückwärts wieder nach Vienenburg. Unterdessen wurde die ,,Geister-Lok" auf der Gefällstrecke offenbar stetig schneller. Während der Bundesgrenzschutz zunächst von "geringer Geschwindigkeit" sprach, raste die Lok nach Angaben der Fahrgäste später mit "etwa 80 bis 100 Sachen" über die Gleise. In Vienenburg ging es dann um Sekunden. Auf dem Stellwerk reagierte eine Bahnmitarbeiterin blitzschnell und umsichtig, stellte sofort nach der Durchfahrt der Regionalbahn die Weiche um und lenkte die Diesellok auf ein Gegengleis in Richtung Schladen. Auf der dort ansteigenden Strecke kam die Lok dann endlich nach rund 20 Kilometern ,,Geisterfahrt" zum Stehen. Ein Hilfszug schleppte die Diesellok anschließend nach Braunschweig. ,,Nicht viel mehr als zehn Sekunden, dann hätte es gekracht", schildert ein weiterer Fahrgast der Regionalbahn, Klaus Degenhardt, die entscheidenden Momente in Vienenburg. "Wir standen kaum, da rauschte die Lok an uns vorbei".

,,Unglaublich mulmiges Gefühl"
Rund eine halbe Stunde dauerte der unfreiwillige Stopp in Vienenburg, dann fuhr die Regionalbahn weiter
nach Bad Harzburg. Mit ihren Passagieren, auch wenn viele ,,ein unglaublich mulmiges Gefühl" auf den letzten Kilometern bis in die Kurstadt nicht loslassen wollte. ,,Richtig verdaut", so Klaus Degenhardt am Tag danach, habe er den Schreck immer noch nicht.

Bundesgrenzschutz ermittelt
Über die Ursachen der ,,Geisterfahrt", die nur mit Glück nicht zur Katastrophe führte, liegen derzeit noch keine genaueren Erkenntnisse vor. Der Bundesgrenzschutz Hannover hat die Ermittlungen wegen ,,des Verdachts eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr" aufgenommen. Die Deutsche Bahn AG in Hannover erklärte auf Anfrage der GZ, die Diesellok mit der Zugnummer 218 908-2 habe aufgrund eines Getriebeschadens im Bad Harzburger Bahnhof von Gleis 4 auf Gleis 1 umgesetzt werden sollen. Dort hätte die Bündheimer Feuerwehr Öl auffangen sollen. Dann jedoch setzte sich die Lok, deren Motor aus war, in Bewegung und war auch durch stählerne ,,Hemmschuhe" nicht mehr zu stoppen. Nach den bisherigen Erkenntnissen des BGS und des Eisenbahnbundesamtes, so Bahnsprecher Hans-Jürgen Frohns, seien die beiden Handkurbelbremsen der Lok nicht korrekt angezogen gewesen. Ob dies allein ausgereicht hat, um das stählerne Monstrum in Fahrt zu setzen, müsse - ebenso wie die Frage der Verantwortlichkeit - noch geklärt werden. bc

Kommentar
 

up (Geschwindigkeitstafel Lf 4)Flüchtige Fahrzeuge:
aus "Die Schule des Lokomotivführers. Dritte Abtheilung: Der Fahrdienst" J.Brosius, R.Koch, Verlag von J.F. Bergmann, Wiesbaden 1899.

"Wenn Fahrzeuge sich ohne Bedienung auf den Weg machen, z.B. Wagen im Gefälle oder eine führerlose Maschine bei geöffnetem Regulator, so können dieselben das schrecklichste Unheil anrichten, insbesondere auf der Strecke an Zügen, deren Führer keine Ahnung von der Gefahr haben, und auch auf Wegeübergängen. Das flüchtige Fahrzeug wird von einer Drahtmittheilung überholt, welche die nächste Station in Kenntniß setzt; das einfachste ist nun, das Fahrzeug in ein abseits liegendes oder todtes Gleise laufen zu lassen, wenn ein solches vorhanden und eine Weiche dahin führt, und hier durch einen Haufen Schwellen oder dergl. aufzufangen. Die Zerstörung des Fahrzeuges ist dabei fast unvermeidlich, wenn es nicht vorher gelungen ist, seine Geschwindigkeit zu mäßigen. Auf Stationen, wo Maschinen mit Reiserwellen angeheizt werden, würde man mit diesen das Fahrzeug ganz bestimmt zum Halten bringen, vielleicht auch ohne großen Schaden auffangen können.

S a n d g l e i s. Eine zweckmäßige Anlage zum Auffangen von Fahrzeugen ist ein sogenanntes S a n d g l e i s. Ein solches besteht aus einem gewöhnlichen Gleise, welches vorn bis zur Höhe des Schienenkopfes und weiter nach und nach bis zu mehreren Zentimetern Höhe über den Schienenkopf mit Sand (Kies) ausgefüllt wird. Der Widerstand, welchen der Sand der Fortbewegung entgegensetzt, bringt das auf ein solches Sandgleis geleitete Fahrzeug in unschädlicher Weise zum Stillstande.

Eine Lokomotive kann in derselben Weise unschädlich gemacht werden; deren Geschwindigkeit ist auch zu mäßigen durch Oel, welches auf die Schienen gegossen wird, indem die Maschine dann zu schleudern anfängt. Auf der Steigung und auf dem Flachlande würde man einen Zug durch Befetten der Schienenköpfe oberhalb und an der inneren Seite, wenn die Schienen vor dem Zuge auf einer hinreichend langen Strecke so behandelt werden, zum Halten bringen können (z.B. in Kriegszeiten). 

Wenn ein Fahrzeug von einem Bahnhofe fortläuft und es steht eine Maschine bereit, so kann versucht werden, dem Fahrzeuge nachzueilen und, wenn es erreicht ist, die Kuppelung der Lokomotive einzuhängen, indem der Heizer sich vorn auf die Bufferbohle stellt oder setzt und die Kuppelung, wenn die Maschinenbuffer die des Fahrzeuges berühren, einfallen lässt, worauf allmählich die Lokomotive gebremst und so das Fahrzeug zum Halten gebracht wird.

Dieser Fall wird immer seltener vorkommen können als der, ein Fahrzeug oder auch einen Zug mit einer Maschine aufzufangen. Dieses ist nur ausführbar, wenn die zum Auffangen bestimmte Lokomotive gut in Ordnung ist und hinreichenden Dampf hat, auch darf sie nicht zu leicht sein. Die Nachricht, dass Fahrzeuge entlaufen sind, wobei die Stückzahl anzugeben ist, kommt durch eine Drahtmittheilung und ist es nun zunächst nöthig, zu wissen, wie lange das Fahrzeug schon unterwegs ist, um zu beurtheilen, ob man demselben noch entgegen fahren kann oder ob es besser ist, sich schon in derselben Richtung auf den Weg zu begeben. Das Auffangen eines Fahrzeuges ist bei nicht übersehbaren Stecken keine angenehme Aufgabe, der Zug kann die Maschine überraschen und diese nun nicht mehr im Stande sein, schnell genug auszureißen.  Wenn die Strecke übersehbar und vor der Lokomotive weit genug frei ist, so lässt der Führer, sobald er die flüchtigen Fahrzeuge zu Gesicht bekommt, seine Maschine dieselbe Richtung annehmen und bringt sie in dieselbe Geschwindigkeit mit den Fahrzeugen. Wenn er nun die der Lokomotive ganz allmählich verringert, so kommen die Fahrzeuge immer etwas näher und berühren sich schließlich die Buffer ohne Stoß, worauf man die Maschine allmählich stoppt, dann bremst und sie schieben läßt. Ist das aufzufangene Fahrzeug eine Lokomotive mit offenem Regulator, so wird der Führer Gegendampf geben müssen, vielleicht ist es auch möglich, auf die flüchtige Maschine zu steigen und den Regulator zu schließen.

Reicht das Wasser bei dieser angehaltenen Lokomotive nicht mehr bis zum untersten Probirhahn, so muss das Feuer entfernt oder mit Kies, Erde und dergl. ganz gedämpft werden.

Wenn Führer und Heizer sich die möglichen Unglücke vergegenwärtigen, welche eine sich allein auf den Weg machende Lokomotive anrichten kann, so mögen sie es als eine ernste Mahnung betrachten, eine angeheizte Maschine nie ohne Aufsicht und keine Vorsichtsmaßregeln beim Aufstellen derselben außer Acht zu lassen."

Reiserwellen:

"Reiser ist eine andere Bezeichnung für Reisig (dünne Äste von Bäumen) und
eine Welle ist ein Bündel. Früher ist man mit einem Handwagen oder einer
Kraxe (Rückentragegestell) in den Wald gezogen, um Holz zu sammeln und
Reiserwellen zu binden. [...] "Wellercher" [...]
Die Wellen wurden mit sich selbst gebunden wie Strohbündel. Man faltet
eine Handvoll Reisig oder Stroh bis sie etwa Unterarmdick ist und wickelt
einen Teil des dürren Strangs außen herum und steckt dann das Ende unter
das Herumgwickelte. So bleibt die Welle zusammen."
(Abschnitt aus einer E-Mail eines aufmerksamen Lesers!) 
up (Geschwindigkeitstafel Lf 4)Anmerkungen zum Bahnhofsfenster Bad Harzburg: siehe Bahnhofsgebäude

 

(C) , letzte Änderung  25.05.2005    Impressum